LIBEREC-OPEN 2006

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Artikel wie ans Bannewitzer Bürgerblatt gesendet.

Vom 11. - 18. November fand im nordböhmischen Reichenberg (tschechisch: Liberec) zum siebenten Male das Schachturnier "LIBEREC OPEN" statt, welches regen Anklang bei Schachspielern aus sieben Nationen fand. Angereist waren Schachbegeisterte aus Polen, Russland, Österreich, Holland, der Schweiz und natürlich aus Tschechien und Deutschland. Insgesamt nahmen 109 Spieler am Turnier teil, welches über 9 Runden im Schweizer System ausgetragen wurde. Der Bannewitzer Schachverein war mit Ray Schiefner und Thomas Porschberg vor Ort vertreten. Der Turniermodus sah bis auf eine Ausnahme jeweils nur eine Runde um 16.00 Uhr vor, so dass genügend Zeit blieb, Stadt und Umgebung zu erkunden.

Die über 600 Jahre alte Stadt Reichenberg mit ihren knapp 100.000 Einwohnern liegt in einem Kessel zwischen dem Jeschken-Kamm und dem Isergebirge und wird von der noch schmalen Neiße durchquert. Wahrzeichen der Stadt ist der 1012 Meter hohe Berg Jeschken, der sich im Südwesten der Stadt erhebt. Wir nutzten den einzigen schönen Sonntentag für den Aufstieg und wurden mit einer fantastischen Sicht bis ins Riesengebirge belohnt. Die Schneekoppe mit ihren 1602 Metern Höhe trug tatsächlich schon eine Kappe aus Schnee. Der unikate Bau in der Form einer rotierenden Hyperbel auf der Spitze des Jeschken beherbergt ein Hotel und Restaurant und dient als Sendeturm. Das 1973 fertiggestellte Bauwerk offenbarte zunächst ein Statikproblem: Die Spitze des Turmes schwankte bei großem Sturm. Ein 500 kg schweres Gewicht schaffte Abhilfe.

Übrigens wurden im August 1968 die letzten freien Radiosendungen vom Jeschken ausgestrahlt, bevor der Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts dem Prager Frühling ein Ende bereitete. Reichenberg verfügt über ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz, was wir bei unserem Besuch intensiv nutzten. Der Preis für eine Fahrkarte liegt bei 10 Kronen, knapp 40 Cent. Dafür kann man 20 Minuten mit der Bahn fahren und erreicht so die meisten Ziele bequem.

Über die Stadtgrenzen bekannt ist der zoologische Garten von Reichenberg, der älteste Garten auf dem Gebiet der Tschechoslowakei. Die Anlagen sind sehr großzügig ausgelegt und man hat den Eindruck, dass mehr auf Qualität denn auf Quantität geachtet wird. Eine Besonderheit des zool. Gartens sind die weißen Tiger, die Bangaltiger, aber auch das Pinguin-Becken oder der tropische Pavillon sind sehr sehenswert.

Unweit des Geländes des zool. Gartens befindet sich der Botanische Garten der Stadt, der ein weiteres Besuchermagnet bildet. Obwohl im Spätherbst die Natur von Haus aus mit Blütenpracht geizt, lohnt sich ein Besuch auch in dieser Jahreszeit, denn Kern des Botanischen Gartens bilden mehere Glaspavillons, in denen verschiedene Klimazonen mit ihren unterschiedlichen Floren nachgebildet sind. So findet man australische Steppenlandschaft direkt neben südamerikanischen Regenwald. Die Glaswände trennen nicht nur Pflanzen, sondern auch unterschiedliche Temperatur- und Luftfeuchtigkeitszonen und damit ist ein Spaziergang durch die Pavillons gleichzeitig hautnaher Geographieunterricht. Obwohl ich auch den Dresdner botanischen Garten mag, muss man zugestehen, dass der Reichenberger, zumindestens was die Innenbereiche betrifft, attraktiver ist.

Reichenberg hat eine lange Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert belegt ist. Wir waren im nordböhmischen Museum der Stadt unterwegs, welches zum einen Zeugnisse der Geschichte der Stadt und Umgebung ausstellt, zum anderen aber auch Ausstellungen künstlerischer Werke, Plastiken und Zeichnungen, sowie handwerklicher Kunst beherbergt. Eine Ausstellung des Museums ist der Natur Nordböhmens gewidmet, allerdings sind die Erläuterungen hier nur auf tschechisch verfügbar. Die historischen Exponate, wie Urkunden, Schriftstücke etc., erschliessen sich dem deutschsprachigen Besucher hingegen gut, immerhin überwog der deutschsprachige Bevölkerungsanteil in der Stadt Reichenberg bis zur Umsetzung der Beneš-Dekrete im Jahr 1945 deutlich. Auch heute sind viele Tschechen der deutschen Sprache noch oder wieder mächtig, auch wenn wir in der "Prager Zeitung" (die in Deutsch aufgelegt wird) nachlesen konnten, dass in jüngster Zeit Tschechien nur noch auf Rang 5 der Deutsch lernenden Nationen steht. Vor einigen Jahren waren sie noch Spitzenreiter. Zurück zum Schach. Das Turnier wurde innerhalb der sogenannten CZECH-Tour ausgetragen. Das ist eine Schachveranstaltungsreihe, die sieben Turniere in verschiedenen Städten Böhmens und Mährens umfasst.

Die weiteren Turniere finden in Prag, Marienbad, Pardubitz, Olmütz, Havlickuv Brod und Znojmo statt. Diesmal konnten wir uns mit jeweils 5 Punkten aus 9 Runden im vorderen Mittelfeld plazieren, Turniersieger wurde der Pole und Internationale Meister Mikrut Dariusz. Die Bannewitzer waren dieses Jahr bei 3 Turnieren (Prag, Pardubitz, Reichenberg) der CZECH-Tour dabei und werden nächstes Jahr wieder die Schachränzlein gen Böhmen und Mähren packen.

Aufsteig zum Jeschken

Blick Richtung Isergeb.

Botanischer Garten

Rathaus

Kunst aus dem Nordböhmischen Museum. Peter an die Tafel. Interpretiere !

Unterkunft von außen

Turnierleiter Gutdeutsch

Blick Richtung Riesengeb.

Unterkunft von innen

Analyse

Nordböhmisches Museum

Endstation Straßenbahn, Beginn Aufsteig Jeschken

son of hellraiser

Thomas Porschberg