Schulschachfinale 2013 in Dittrichshütte

Noch die Maidemonstration vom Vortag in den Knochen ging es am Donnerstagnachmittag mit 2 Pkws auf nach Thüringen ins abgelegene Dittrichshütte.

Am Zielort angelangt, empfing uns Nieselregen und Nebel. Immerhin befindet sich das Erholungslager auf fast 600 Höhenmetern. Der erste Eindruck war jedenfalls nicht unbedingt der beste. Eine Bauruine grinste uns im Dämmerlicht entgegen, die Anlage erinnerte in ihrer baulichen Konzeption an ehemalige militärische Nutzung(dieser Verdacht wurde uns später bestätigt). Wäre uns eine Kampfgruppeneinheit zwischen den Birken entgegengerobbt - ich hätte mich nicht gewundert. Der Eindruck wendete sich zunächst auch nach der Anmeldung bei den Organisatoren nicht zum Besseren, da sich im Flur und den Unterkunftsräumen ein strenger Geruch aus den Aborten breit machte. Zudem kam es im Essensraum zum Stau, da die Sitzkapazitäten nicht für alle Teilnehmer ausreichten. Als Schachsachse zog ich natürlich unwillkürlich den Vergleich zu Sebnitz, und an diesem Abend schnitt Dittrichshütte schon mal deutlich schlechter ab. Auf was hatten wir uns hier eingelassen?

20.30 Uhr dann die Besprechung des Org-Teams mit den Betreuern. Die Leute machten wenigstens den Eindruck, als ob sie das Turnier nicht zum ersten Mal bewältigen mussten. Interessant die Mitteilung, dass die Auswertung nach Brettpunkten und nicht nach Mannschaftspunkten geschehen sollte. Ich fand das keine schlechte Idee, da man so potenziellen unfairen Verhalten von Betreuern, in Phasen wo es um den entscheidenden Mannschaftspunkt geht, gleich die Spitze nimmt. Erlaubt ist im Spiellokal während der Partie nur der Aufenthalt der Betreuer, was ich ebenfalls begrüße. Für die Ersatzspieler wird es ein Open geben, gleichfalls eine gute Idee. Um den Kindern das Langsamspielen - jeder Spieler hat 30 Minuten Bedenkzeit - etwas schmackhafter zu machen, dürfen die 6 Kinder, die am längsten kämpfen, vor jeder neuen Runde in eine Schatzkiste greifen.

In der Unterkunft zurück, bekomme ich gerade noch das Ende der Kissenschlacht im großen Viererquartier mit, aber dann ist erstaunlich schnell Ruhe bei den Kindern. Offensichtlich hat der Tag doch geschlaucht. Die Abortdüfte werden mit Lüftungsmaßnahmen ziemlich erfolgreich bekämpft.

Der erste Turniertag beginnt mit einer Runde Tischtennis nach dem Frühstück. Nach einer kurzen Ansprache an die Kinder beginnt 9.00 Uhr endlich die erste Runde. Wir spielen gegen Rostock. Die Fischköpfe haben nur am ersten Brett einen Spieler mit DWZ sitzen. Das sollte doch zu packen sein! Ich werde aber stutzig, als die Rostocker Betreuerin erzählt, dass die Kinder schon zum dritten Mal dabei sind. Der Matchverlauf bestätigt dann, dass wir keineswegs überlegen sind. Wir trennen uns 2:2. Nach der Runde erreichen uns die guten Wünsche der Heimatbasis in Possendorf, man verfolgt das Geschehen offenbar aus der Ferne.

11.00 Uhr geht es weiter gegen die starken Württemberger, die uns eigentlich in Grund und Boden rammen sollten. An Brett 1 sitzt eine 1635. Aber es kommt ganz anders. Zwar verliert Carlo durch sein Superblitzschach, aber Jakob, der für Mette ans 4.Brett rutschte, spielt souverän und gewinnt. Jannik bringt die 1635 sogar in Verlegenheit, so dass der mit einem Remis gut bedient ist und Jan spielt die viertlängste Partie der Runde und gewinnt schließlich auch. 2,5:1,5 für GS Possendorf!

Mette fährt beim Open den ersten Punkt für Possendorf ein.

Nach der Mittagspause trollen sich die Kinder in den angrenzenden Irrgarten mit Rutsche. Der Platzmangel vom Vortag tritt diesmal beim Mittagessen nicht auf, da die Teilnehmer nach und nach eintreffen. Das Essen schmeckte.

In Runde 3 müssen wir mit einer Berliner Mannschaft die Klingen kreuzen. Diesmal ziehen wir den Kürzeren. 3:1 gegen uns. Einzig Jakob kann die Ehre von Possendorf verteidigen. Mette siegt wieder im Open.

Eine alte Schachweisheit besagt: "Verlierst du eine Partie, fahre eine Runde Schlitten!" Gott sei Dank gibt es in Dittrichshütte eine Sommerrodelbahn. Die Kinder konnten also neue Energie beim Rodeln tanken.

Das zahlte sich in Runde 4 gegen Rheinland Pfalz aus. Der Trainer der Pfälzer kommt vor den Partien auf mich zu und wünscht uns gute Duelle. Die soll er bekommen. Possendorf siegt gegen Oppenheim mit 3:1. Mette spielt im Open Remis, obwohl da mehr drin war.

Damit ist der erste Spieltag aber keineswegs zu Ende. Die Teilnehmer erwartet ein Tischtennis- oder ein Tischkickerturnier. Bis auf Jakob melden sich alle beim Tischtennis an. Für die ganz großen Lorbeeren reicht es aber beim Spiel mit dem kleinen weißen Ball für keinen der Possendorfer. Jakob dagegen hat einen Mitkicker gefunden und kämpft sich durch alle Qualifikationen sowie Viertel- und Halbfinale. Auch das Finale kann das Jakobsche Team für sich entscheiden. Der erste Pokal ist Possendorf schon mal sicher.

Am Samstag müssen wir uns gegen Niedersachsen aus Stade beweisen. Die gelingt auch mit einem 3:1 Sieg. Mette gewinnt wieder im Open und rutscht langsam in die vorderen Ränge. Da sie nun Pokalluft wittert, erklärt sie das Open nun zu ihrem Turnier.

Die nächste Runde erdet uns allerdings wieder. Die Spieler aus der Region Baden (es gibt 4 Teilnehmermannschaften aus Baden Württemberg, da es auch 2 Schachverbände in diesem Bundesland gibt) heizen allen von Brett 1 bis 3 tüchtig ein, und hinterlassen einen sehr starken Eindruck. Lediglich der Gegner von Jakob an Brett 4, der in der Mannschaft schon durch sein nichtasiatisches Aussehen aus der Reihe tanzt, kann nicht ganz mithalten. Jakob holt erneut den Ehrenpunkt.

Runde 7 ist die Runde vor dem Fußballturnier. Wir spielen gegen Bayern. Doch Possendorf sieht sich den bayrischen Schachspielern gewachsen. Die Begegnung endet mit einem verdienten 2:2.

Dann geht's auf zum Fußballplatz. Jan ist leicht erkältet und wird bei dem nassen Wetter geschont. Mette lässt sich lieber schminken, anstatt auf dem Rasen gegen das Leder zu treten. Die anderen verbünden sich mit einem Sachsen vom Kitscher-Team und 3 Hamburgern zur Mannschaft "Weißer Hai". Von den 4 Vorrundenspielen wird eines gewonnen, eines verloren und zwei enden Unentschieden. Das reicht nicht fürs Weiterkommen.

Nach dem Rückmarsch zu den Unterkünften und nach dem Abendbrot ist der Tag gelaufen. Einer unserer Helden schläft in voller Montur sofort auf seinem Bett ein, noch ehe zum Zähneputzen geläutet werden kann.

Am letzten Spieltag ist klar, dass wir nicht mehr ganz vorn ins Geschehen eingreifen können. Unserem Leistungsniveau entsprechend, spielten wir immer an den mittleren Tischen. Das kleine Lokalderby zu den Sachsen von der Grundschule Kitzscher scheint aber noch nicht verloren, da diese in Runde 7 gegen Stadtilm glatt mit 4:0 verloren hatten. Noch ist nicht aller Tage Abend. Die vorletzte Runde gewinnen wir mit 2,5:1,5 gegen die Stendaler und die Kitzscher spielen nur 2:2. Mette gewinnt ihre 5. Partie im Open und kann den Pokal schon förmlich riechen. Beim Frühstück hat sie sich bei den Organisatoren erkundigt, bis zu welchem Platz es Pokale gibt. Sie muss wenigstens 6. werden, was mit einem Sieg in der letzten Runde möglich wäre.

Das Regenwetter der letzten Tage ist Sonnenschein gewichen und 10.30 Uhr beginnt die letzte 9. Runde. Wir müssen erneut gegen Sachsen-Anhalt ran, diesmal gegen Magdeburg. Carlo hat sich nach 5 Minuten durch Blitzspiel leider wieder selbst überlistet, aber die anderen kämpfen weiter. An Brett 4 geht es Jakob, der im Hauptturnier bisher ohne Niederlage ist, unvermutet lax an und er wird bestraft. Die Stellung verschlechtert sich zunehmends. Dagegen haben diesmal Jannik und Jan die Sache im Griff. Beide machen direkte Jagd auf die gegnerischen Könige und sind erfolgreich. Also 2:2 zum Abschluss.

Die Siegerehrung verrät uns dann die Endplatzierung: 15. von 38 Mannschaften. Das kann sich sehen lassen. Sogar die Kitzscher Sachsen konnten wir noch überholen. Mette gewann auch die letzte Partie im Open und sicherte Possendorf den 4.Platz von 45 Teilnehmern.

Kurz noch eine Schlussbemerkung zur Mannschaft und den einzelnen Spielern: Unsere Possendorfer Mannschaft war relativ ausgeglichen besetzt, was sich auch an dem sehr guten Ergebnis von Mette im Ersatzspielerturnier zeigte. Diese Ausgeglichenheit ließ uns vorn mit Jannik "nur" 3/9 holen, was aber keineswegs ein schlechtes Ergebnis ist. Hinten räumte Jakob sauber ab, um was uns andere Mannschaften sicher beneidet haben. Jan war als gestandener Vereinsspieler eine sichere Bank an Brett 2 und bei Carlo wären ohne Raktengeschwindigkeit beim Ziehen auch noch paar Pünktchen mehr drin gewesen. Alle Detailinformationen findet man auf der Homepage zum Turnier(mit vielen Fotos).

Leider gab es über die offiziellen Kanäle von Schachbund und Schulwesen keine Zuschüsse. Ein ganz großes Dankeschön geht an Bürgermeister Herrn Fröse, die Direktorin der Schule Frau Mieruch und an Herrn Ebersbach für die finanzielle Unterstützung des nicht kleinen Unternehmens aus privater Tasche. Es waren sicher dreieinhalb Tage, an die sich alle Teilnehmer auch noch später erinnern werden. Danke an alle, die uns die Daumen gedrückt haben!


 Die Schlachten der Grundschule Possendorf


 Brettpunkte Statistik


 Abschneiden der einzelnen Bundesländer

Homepage zum Turnier(mit vielen Fotos)

Fotos (Porschberg)

Pirat8, 06.05.2013

Kommentar von Jugendwart Seifertbrod

Ein Deutschlandfinale ist ein bleibendes Erlebnis

Bei Schachturnieren gewinnt oder verliert man. Meistens belegt man irgendwelche Plätze mit denen man dann zufrieden oder unzufrieden ist. Vergessen ist das dann meistens schon nach dem nächsten Turnier. Bei einem Deutschlandfinale aber mitgemacht zu haben bleibt bestimmt in ewiger Erinnerung. Auf so etwas wird man auch später immer stolz sein, wenn man dann vielleicht das Schach auch schon an den Nagel gehängt hat. Die Kinder haben aber nicht nur mitgemacht, sondern auch richtig gut gespielt und einen guten Platz belegt.

Wenn von den fünf auch nur noch vier für den SV Bannewitz spielen, zumindest gelernt haben sie das Schach aber alle in unserem Verein und in der Possendorfer Schule. Da möchte ich nun allen danken, die dafür etwas getan haben. Das sind die, die so viele die Trainingsstunden geleistet haben, die Kinder zu den Turnieren gefahren und vor Ort betreut haben. Auch die Schule und die Sponsoren für dieses Turnier haben das möglich gemacht. Namen nenne ich keine, weil es insgesamt so viele sind, dass ich garantiert jemanden vergessen würde. Ich möchte aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Dank sich nicht nur auf Schulschachhelfer bezieht. Meistens waren die Kinder ja mit dem Verein auf Achse , haben auch dort trainiert und das Spielen gelernt. Hoffentlich bereiten uns einige weiterhin Freude in unserem Verein und halten mich damit auch noch etwas in Schwung.

Seifertbrod, 09.05.2013