Šachové Zaječice 2015 - Reaktor Bannewitzka mischt mit
Die Bannewitzer Schachspieler sind nicht nur für ihre berüchtigte Fairness bekannt, nein, sie streben
auch nach Internationalität. Im Mai folgten sie erstmals der Einladung von
Jaroslav Hájek
aus
Chrudim
zur inoffiziellen Mannschaftsmeisterschaft der Kinder Tschechiens nach
Seč.
Das Turnier hat große Tradition, es wird seit 1963 organisiert.
In einer Mannschaft spielen 6 Kinder, wobei wenigstens 1 Mädchen dabei sein muss und ein sehr junger Spieler(dieses
Jahr Jahrgang 2003 oder jünger).
Mette Marie erfüllte bei uns die Mädchenquote und unser jüngster Spieler war Maximilian, geboren 2007.
Es spielten: Jannik Porschberg(Brett 1), Carlo Bergner (Brett 2), Jakob Clauß (Brett 3), Mette Marie Porschberg
(Brett 4), Paul Weber (Brett 5) und Maximilian Steiniger (Brett 6).
die Mannschaft vor dem Spiellokal
Parallel zu diesem Hauptquartier fanden noch 2 weitere kleine Turniere statt. Insgesamt waren ca. 700 Schachkinder
und Betreuer auf dem Gelände unterwegs.
Bei uns fuhren als Betreuer der Vater von Maximilian, Linde und ich mit. Wir fuhren bereits am Freitag, da die 1.
Runde am Samstagmorgen 9.00 Uhr begann.
Wir bezogen Quartier in einem Bungalow und dem Hotel. Die Objektlandschaft, genannt "Juniorzentrum Seč", ähnelt dem
Sebnitzer Schachquartier, ist aber deutlich größer.
Paul - im Hintergrund die Straße zur Rezeption
von der Bungalowsiedlung zum Spiellokal
vor unserem Bungalow Nr. 10
Previous
Next
Am Samstag ging es dann los. Wir waren an die letzte Stelle der Setzliste gesetzt, Platz 54. Wir hatten also nichts
zu verlieren.
Gleich in Runde 1 merkten wir dann auch, woher der Wind wehte. Es gab eine klare 4,5:1,5 Niederlage gegen
TJ Štefanydes Polička "B".
Trotzdem gaben uns die 1,5 Punkte Mut, denn so übermächtig wie das Ergebnis ausschaute, war der Gegner dann doch
nicht.
Durchgereicht mussten wir nicht werden.
In Runde 2 ging es dann gegen die B-Truppe von
Sokol
Praha - Kobylisy.
Dieser Verein war mit 3 Mannschaften im Rennen. Eine gute kämpferische Leistung sicherte den 1.
Mannschaftspunkt, 3:3!
In Runde 3 hatten wir es mit der B-Mannschaft der ebenfalls weit angereisten Spieler aus Budweis zu tun. Das war
aus Bannewitzer Sicht vielleicht der Höhepunkt des Turniers.
Ein konzentriert erspielter Sieg spülte uns unerwartet an Tisch 14 des Turniers.
Ok, der Höhenflug wurde erwartungsgemäß mit einem überzeugenden 6:0 Sieg der nahe Seč gelegenen Mannschaft aus
Světlá nad Sázavou
gestoppt. Hier hatten wir an keinem der Bretter eine wirkliche Chance.
Runde 5 - Reaktor gegen ŠO Hlinsko
Eine erneute Niederlage in Runde 5 brachte uns langsam dahin, wohin wir gesetzt waren, nämlich ans Ende des
Teilnehmerfeldes.
Runde 6 war die bitterste für mich als Mannschaftsleiter. Nicht nur, weil wir diese erneut verloren,
sondern weil Paul an Brett 5 erst einen klaren Sieg verschenkte und dann die Partie noch verlor.
Als die Partie beendet war, hatte er 28 Minuten auf der Uhr. Wir starteten mit 25 Minuten (es gab 10 Sekunden
Bonuszeit).
Zwischenzeitlich hätte er sich zweizügig ganz einfach eine Dame holen können und den Sack zubinden...
Sicher bin ich bei dieser Partie um einige Jahre gealtert.
Pauls Gegnerin
Wir waren mittlerweile im 3. Spiellokal angelangt. Da spielte der "Schwanz" des Turniers.
Es ging nun einfach nur noch darum, nicht Letztplatzierter zu werden - Kampf ums Überleben war angesagt.
Aber auch
TJ Slavia Liberec war zu stark für uns und versetzte
uns eine deutliche 5:1 Niederlage. Lediglich Jannik konnte wenigstens an Brett 1 den Ehrenpunkt erspielen.
Runde 8 und Tisch 27 - der letzte im Turniersaal. Auch unser Gegner wusste um seine Lage.
So wurden situationsbedingt taktische Remisangebote unterbreitet. Das Spielchen war aber nicht berechenbar.
Der Gegner Maximilians bot von seinem Trainer instruiert Remis an. Ich legte unserem Schützling nahe, dies
anzunehmen.
Dieser lehnte das Angebot jedoch mit einem großspurigen und lautem "No!" ab, nur um 2 Züge später die Dame und
die Partie zu verlieren. Bitter.
Dann das gleiche Spiel an Brett 5 bei Paul. Hier kam es aber wirklich zum Friedensschluss.
Der Trainer von Spartak wollte auch an Brett 3 Remis erwirken, aber hier musste ich nun Jakob zum Weiterspielen
verdonnern.
Es blieb spannend bis zum Schluss.
Schließlich konnte Mette einen Sieg erringen und Jakob seinen Gegner vor undeckbares Matt stellen.
Jannik befand sich in einem Turmendspiel, was ausgeglichen war, Remis das Ergebnis.
Damit hatten wir vor der letzten Runde 1 Mannschaftssieg und 2 Mannschaftsremisen auf unserer Seite.
In der letzten Runde trafen wir wieder auf Prager. Gegen die B-Mannschaft hatten wir in Runde 2 remisiert, nun
trafen wir
auf eine auf 5 Mann gestutze C-Mannschaft. Damit war Maximilian spielfrei an Brett 6 und freute sich über den
Punkt.
Diesmal konnten Carlo und Paul schnell punkten, so dass wir zügig 3 Punkte auf unserer Seite hatten.
Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis der Sieg sicher feststand. Letztlich war er aber ungefährdet.
Sportliches Fazit
Wir beendeten das Turnier als 47. von 54. Ich denke alle Spieler haben gemerkt, wo wir schachlich zur Zeit
stehen und wie schwer es war mitzuhalten.
Trotzdem ist die Lage nicht hoffnungslos. Mit kontinuierlichem Training sollte es möglich sein, bei einer
erneuten Teilnahme durchaus
ein paar Plätze nach vorn zu klettern. Linde gab als Parole für 2016 aus: 50% der Mannschaftspunkte. Das wäre
schon ein sehr großer Schritt, aber nicht unmöglich.
Auffällig war die taktische Schlagfertigkeit und eine gewisse Routine in entschiedenen Endspielen unserer Gegnerschaft. Gerade an
letzterem müssen wir weiter arbeiten.
Überraschungen bei den einzelnen Spielern unseres Teams gab es keine. Janniks 50% an Brett 1 waren respektabel,
aber weiter verbesserungswürdig. Vor allem an der mitunter oberflächlichen konkreten Durchrechnung der Varianten
von guten Ideen muss er arbeiten.
Noch einen halben Punkt mehr holte Carlo an Brett 2, er war damit Punktbester des Teams.
Carlo muss bekanntermaßen seinen Hang zum Schnellspielen weiter bekämpfen, dann spielt er ganz vorn mit.
Auch Jakob und Mette sind auf gutem Weg, beide nutzen die Bedenkzeit und schonen damit die Nerven des Trainers.
Sie müssen trainingsmäßig weiter am Ball bleiben.
Bei Paul liegen Licht und Schatten noch nah beieinander, er ist aber auch noch etwas jünger. Gut beispielsweise
die aktive Turmendspielbehandlung in Runde 1, auf der anderen Seite die Grauhaarpartie in Runde 6 gegen den Teddybären.
Ein l a n g s a m e s Spielen der Partien muss ein Ziel in naher Zukunft sein.
Maximilian habe ich das erste Mal schachlich erlebt. Er hat ein natürliches Gespühr für die Züge und schlug
sich sehr wacker an seinem Brett. Natürlich ist das Schnellspielen auch für ihn noch ein Problem und
wie zu erwarten ist bisher kaum Schachtechnik, bspw. im Endspiel, vorhanden. Das sollte aber bei Training gar kein Problem sein.
Er muss aber aufpassen, dass sein sehr starkes Selbstbewusstsein ihm nicht einen unbefangenen Blick auf schachliche
Probleme verbaut.
Die nachfolgende Karte zeigt die Gegnerschaft unserer Reaktoren.
Pirat8(01.06.2015)