56. šachové Zaječice - Tschech. Mannschaftsmeisterschaft f. Kinder

56. šachové Zaječice 2018
Es war nun schon das vierte Mal, dass wir nach Tschechien zur tschechischen Mannschaftsmeisterschaft für Kinder fuhren. Wir konnten unseren Teilnehmerrekord sogar brechen. 15 Personen, 5 Erwachsene und 10 Kinder, machten sich auf den Weg. 9 der Kinder nahmen aktiv an den Wettkämpfen teil. Die anderen dienten der physischen und mentalen Unterstützung bzw. als Aufsichtspersonen 1. und 2. Ordnung.
Im klassischen Omega plus Open, also dem Hauptturnier mit 6 Kindern pro Mannschaft, spielten Viktor, Jakob, Mette, Paul, Arvid und Hannes. Dabei war es für Arvid und Hannes eine Prämiere, die sie, um das mal vorweg zu nehmen, ordentlich meisterten. An Jannik Porschberg, in den letzten Jahren das Bannewitzer 1. Brett, nagte der Zahn der Zeit - einfach zu alt fürs Omega plus. Da half nur ein Start im Einzelturnier "DS Brno Open". Verbleiben noch Richard und Baruch. Sie starteten bei den Jüngeren als Zweierteam im "METOS Chrudim OPEN". Letzteres Turnier fand auch nicht im Museum statt, sondern in einem anderen Gebäude der Stadt Chrudim. Den Tross begleiteten von den Erwachsenen Lenka und Peter Balaz, Sascha Weber, Linde und Pirat8. Nicht ins Schach eingreifend war noch Andrea Balaz mit in der Gruppe, sie agierte wie ihre Mutter Lenka als Aufsichtsperson 1. Ordnung, die restlichen Erwachsenen waren nur Aufsichtspersonen 2. Ordnung.
Die Rahmenbedingungen waren wieder gewohnt gut. Wenn man bedenkt wie viele Kinder an den Turnieren teilnehmen, ist das eine phänomenale Leistung, die man erstmal nachmachen muss. Über 420 Kinder spielten dieses Jahr im Omega plus Open. 108 Teilnehmer im Zweierturnier und dann kamen noch mal 60 Einzelstarter aus dem "DS Brno Open" hinzu. Also ca. 600 Schachspieler auf einen Haufen galt es zu versorgen. Für die Kleinen hatte man sogar einen Spielplatz hinterm Turniersaal zur Verfügung. Das ist vorbildlich!
Das Hauptturnier fand wieder im Museum statt, das Bild oben vermittelt einen Eindruck von dieser Lokation.
In allen 3 Turnieren wurden 9 Runden gespielt. Wie die Jahre zuvor war uns klar, dass es um jeden Punkt zu kämpfen galt(Ich rede jetzt vom 6-er Hauptturnier). Am Sonntagmittag war klar: Durch einen Sieg in der letzten Runde hatten wir es auf eine akzeptable Endplatzierung geschafft. Vier Niederlagen standen drei Mannschaftssiege und 2 Mannschaftsremisen gegenüber. Das war Platz 50 von 70. Unser Setzplatz war die Nr.65 gewesen.
Viktor, unser deutschtschechischslowakischer Hybridantrieb an Brett 1, hatte es erwartungsgemäß schwer. 1,5 Punkte aus 9 Runden klingt nicht berauschend und gerade in Runde 4 fehlte auch das nötige Quäntchen Glück. Die anderen Biester an den Spitzenbrettern waren die zähen, mit allen Wassern gewaschenen Fritzen, die einem die Laune verderben können. Zumal etliche auch einen Zacken älter waren. Andererseits gab es bei Viktor sowohl was die kämpferische Einstellung, als auch was das Zeitmanagement betraf, nichts zu bekritteln. Viktor kann noch etliche Jahre in der Mannschaft spielen, ich vermute in 2 Jahren bekommen die Gegner das Bibbern, wenn sie Viktor dem Schrecklichen gegenüber sitzen...
Jakob startete mit 0.5/5 denkbar schlecht ins Turnier, legte aber mit 4/4 zum Schluss einen hervorragenden Endspurt hin. Er hatte mit 4,5/9 das zweitbeste Ergebnis der Mannschaft. Hauptproblem ist nach wie vor das zu lange Überlegen an Zugoptionen in normalen Stellungen. Hier gilt es nicht den optimalen Zug zu finden, den es vielleicht gar nicht gibt, sondern einfach praktisches Schach zu spielen. D.h. eben auch, dem Gegner nicht Minuten Zeitvorsprung zu geben. Ansonsten eine sehr gute Leistung an Brett 2.
Mette an Brett 3 holte 4 der möglichen 9 Punkte. Sie war damit ein stabilisierender Faktor der Mannschaft. Manche Stellungen, z.B. eine für das Mannschaftsergebnis entscheidende in der letzten Runde, wickelte sie mittlerweile routiniert ab, wo es früher noch haperte und ich als Mannschaftsleiter nie darauf vertrauen konnte, dass der Punkt in der Kiste ist. Wenn noch etwas Training hinzukäme, wären die Krallen noch erheblich schärfer.
Kommen wir zur großen positiven Überraschung des Turniers: Mr. Paul Weber. Wenn ich manchmal nachts von vergangenen Turnieren in Tschechien träume, dann sehe ich regelmäßig ein Bild vor mir: Ein Mädchen mit einem Teddybären, welches gegen einen in Höchstgeschwindigkeit und vollkommen planlos agierenden Paul gewinnt. Meist wache ich dann auf, gehe runter in die Küche und höre erst einmal das beruhigende Nachtprogramm des Deutschlandfunks bei einem Tee. Dieses Jahr war anders. Paul spielte im korrekten Schnellschachtempo und erfolgreich - mit einer gehörigen Portion Erfahrung und immer einer Idee nach vorn. Auch Blackouts gab es diesmal nicht. Jedenfalls standen zum Schluss 5 Punkte zu Buche, damit bestes Einzelergebnis der Mannschaftsspieler. Gratulation! Ich bin gespannt, ob jetzt die Besuche des Teddymädchens aufhören.
An Brett 5 agierte Arvid. Arvid erspielte ein Drittel der möglichen Punkte, doch wäre deutlich mehr drin gewesen. Er war der Einzige, der mir mehrfach die Haare zu Berge stehen ließ. Wenn man in einer Partie 25 Minuten zur Verfügung hat und pro Zug einen Bonus von 10 Sekunden bekommt, ist das eine feine Sache. Sinn des Bonus' ist es, in der Zeitnotphase, also wenn man nur noch 1 oder 2 Minuten auf der Uhr hat, nicht ausgeblitzt zu werden. Was heißt es aber, wenn man nach der Partie plötzlich 29 Minuten auf der Uhr hat? Ganz klar: Man hat zu schnell gespielt. Genau das war bei Arvid mehrfach der Fall. Und dies obwohl ich mehrfach darauf hinwies. Dass bei solchem "Geziehe" dann nichts Optimales herauskommen kann, ist klar. Die Geschichte des Paul Weber gibt mir aber Hoffnung, dass auch nochmal andere Zeiten kommen werden.
Hannes kämpfte an Brett 6. Er ist ja noch nicht lange Vereinsspieler und da kann man über seine erbeuteten 3,5 Punkte wahrlich nicht meckern. Ideen hat er genug im Kopf, das Schachwissen muss er sich jetzt aneignen. Wie Arvid hatte auch er Phasen extremen Schnellspielens, was ihn z.B. einen halben Punkt durch Pattsetzen kostete, aber hier bin ich etwas milder gestimmt, da er wie erwähnt eben noch ganz am Anfang steht.
Alles in allem war ich mit Platz 50 jetzt nicht unzufrieden. Ich wäre es gewesen, wenn wir in der letzten Runde nicht gewonnen hätten.
Zu Jannik im Einzelturnier (3,5/9) und unserem Duo Richard/Baruch kann ich spielerisch nicht viel sagen, da ich da nicht am Brett stand. Ich fordere Linde auf hier für die Letzteren zu ergänzen!

LINDE

Richard und Baruch beim METOS Chrudim OPEN

Im 2-er Mannschaftsturnier der Jahrgänge 2009 und jünger traten als „alter Hase“ unser noch Kindergartenkind Richard und Baruch vom SK 1919 Roland Weißenfels an. Richard konnte auf seine Erfahrungen aus 2017 aufbauen. Damals hatte er als absoluter Neuling noch alle neun Partien verloren. Dieses Mal erkämpfte er routiniert mit seinem Motiv, „Dame- und Läuferbatterie“ gegen den gegnerischen König, 3 Punkte. Und das, obwohl er durch eine Fußverletzung gehandicapt war. (Allerdings bewegte er sich auf seinen Krücken schneller als mancher anderer und erklomm auf dem Spielplatz jedes Klettergerüst). Baruch erzielte am 5 Punkte und musste 4 Niederlagen quittieren.
Richards Vater, Peter, und ich, wir waren letztendlich mit dem Finalresultat zufrieden. Platz 36 von 54 Mannschaften sprang heraus. Die einzelnen Runden zu verfolgen war allerdings eine Tortur. Peter hatte nicht nur alle Papiere in Deutschland vergessen, sondern auch die Herztropfen für uns beide. Trotz wiederholter Ermahnungen, doch einfach etwas langsamer zu spielen, setzte sich oft bei beiden Matadoren der „Blitzstile“ durch. Das ist umso bedauerlicher, da ansonsten noch mehr Punkte und eine bessere Endplatzierung möglich waren. Baruch soll hier exemplarisch genannt werden. Seine Gewinnpartien erzielte er gegen Spieler, die in ihren neun Runden gut Punkte gesammelt hatten. Seine „Besieger“ hatten am Ende ausnahmslos wenig Erfolge zu verzeichnen, mitunter nur ein Punkt und den dann gegen unser erstes Brett. In wenigen Partien zeigten Richard und auch Baruch Ausdauer, so dass für künftige Einsätze mancher Punkt mehr zu erwarten ist. Da Richard jetzt auch im Verein trainiert wird er 2019 bei seiner dritten Auflage dieses Turnieres zum fleißigen Punktesammler. Uns bleibt noch die ehrliche Danksagung an die Organisatoren dieses Events. Auch unsere insgesamt 8 Kämpfer und Mette , als Vertreterin des weiblichen Geschlechts, haben sich wohl gefühlt und kommen 2019 bestimmt gern wieder mit.

LINDE

Bedanken möchte ich mich bei Familie Balaz, die den ganzen "organisatorischen Kram" der Quartiersuche und Anmeldung der Spieler in ihre Hände genommen hatten. Das machte es vor Ort erheblich einfacher.
Unterm Strich war es erneut ein schönes Erlebnis gewesen in Chrudim spielen zu können. Ich hoffe, dass das Team um Jaroslav Hajek noch viele Jahre das Turnier in dieser Form weiter organisiert. Ich wüsste eigentlich nicht, was man noch besser machen könnte. In diesem Sinne: "Na zdraví Chrudim!"
OMEGA plus OPEN
METOS Chrudim OPEN
DS Brno OPEN
Fotos
Pirat8(06.06.2017)