Wenn Amateure eine WM mitspielen...

Wenn Amateure eine WM mitspielen...

Die 3. Weltmeisterschaft für Seniorenmannschaften im Schach fand nahe Bannewitz vom 24.02.2015 bis zum 04.03.2015 im ehemaligen RAMADA-Hotel Dresden, Wilhelm-Franke-Strasse statt.

Als junger, dynamischer Verein hatten wir Mühe, eine Mannschaft zu nominieren. Schließlich konnten wir die 4 Bretter besetzen und auch noch einen Ersatzspieler melden.

Unterstützt wurden wir durch den Gesamtverein SV Bannewitz, der 50 % der Startgebühren übernahm.

Insgesamt hatten 87 Mannschaften aus 16 Nationen gemeldet und reisten selbst aus Argentinien an.

Es wurden zwei extra gewertete Turniere gespielt, für Mannschaften mit allen Teilnehmern im Alter von 65+ und für solche, die auch Jungspunde mit mindesten 50 Jahren auf den Schultern vorwiesen. In letzterer Gruppe traten in der Reihenfolge der Aufstellung Peter Jeute, Jürgen Heinig, Jürgen Bußler, Walter Köhn und Bernd Wünschmann für Bannewitz an. Potentielle Gegner waren Mannschaften mit mehreren internationalen Titelträgern. Nominell stärkster Spieler war Nigel Short aus England, der schon mal ein WM- Finale gegen Kasparov bestritt. Auf Grund unserer Wertzahlen wurden wir an Nummer 37 von 45 Teilnehmern gesetzt.

Da bei ungerader Starterzahl in jeder der 9 Runden eine Mannschaft (die schlechtplatzierteste aus der Runde aller derer, die noch nicht in den sauren Apfel beißen mussten) kampflos ausgelost wird, schworen wir uns ein, mit allen Mitteln dagegen anzukämpfen. Als potentielle Patzer konnten wir diesbezüglich mit der ganzen Palette aufwarten:

  • Verderben von gewonnenen Stellungen zum Verlust

  • Übersehen eines Matt in einem Zug

  • einzügige Einsteller von Figuren

  • falsche strategische Entscheidungen

  • ausgelassene taktische Schläge ... und so weiter

Letztendlich erwischte es uns doch. Der 8. Runde durften wir nur als Zuschauer beiwohnen. Nach 9 Runden landeten wir auf dem 39. Platz und mussten manchem verschenkten Mannschaftspunkt hinterher trauern.


 Bernd und Jürgen

So war in der 2. Runde gegen das Team Frauen Deutschland 2, welches mit 3 Titelträgerinnen antrat, mehr als das 2:2 drin. Ebenso war die knappe Niederlage in der letzten Runde gegen das Team Helsinki unnötig. Das war dann auch die letzte kleine Enttäuschung, die wir unserem Edelfan Sarah Peglau bereiteten. Sie kam zu jeder Runde mit ihrem Vater ! Ansonsten hielt sich die Unterstützung aus unserem Verein in Grenzen. Das war sicherlich dem in meinen Augen unglücklich festgelegtem Rundenbeginn um 9:30 Uhr geschuldet. Fast alle Partien waren so gegen 15:00 Uhr entschiedén.

Bis auf Jürgen Heinig konnten wir anderen trotzdem mit unseren Leistungen zufrieden sein. Gegenüber meist wertzahlbesseren Kontrahenten konnten Peter, Jürgen B. und Walter ihre ELO-Zahlen leicht verbessern und Bernd erarbeitete sich eine gute erste Wertung.


 Jürgen H. - Doping?

Im Einzelnen erspielten Peter 3 aus 7, Jürgen H. 2 aus 6, Jürgen B. 3 aus 6, Walter 2,5 aus 6 und Bernd 3 Punkte aus 6 Partien.

Für uns alle war es auf jeden Fall ein Erlebnis, diesem doch gut organisiertem Event beigewohnt zu haben. Es hat schon etwas, wenn täglich an 172 Brettern der Kampf aufgenommen wird. Man trifft auch auf manchen alten Bekannten, mit dem man zum letzten Mal in der Jugend- und Schülerzeit die Klingen kreuzte, zumal dann, wenn man nicht gebürtiger Sachse ist.


 Jürgen B. als Kibitz bei Walter

Zum Abschluß gab es eine feierliche Siegerehrung für die Slowaken als Sieger in der Kategorie 50+, für die Frauen Deutschland 1 in der seperaten Geschlechterwertung ( für mich ein Titel im Familenkreis) und für das Team Rußland in der Wertung 65+, dessen Ehrung ich jedoch außerhalb des Raumes verfolgte. Ich wollte einfach nicht zu Putins Hymne aufstehen, was ich wohl auch meinem Besuch, dem Präsidenten des Ukrainischen Fernschachverbandes schwerlich hätte erklären können.

Linde(06.03.2015)